Zwischen Bestehendem und Neuem

Der vierte Finanzbericht des Aachener Domkapitels ist der erste, für den ich als neuer Dompropst Verantwortung trage. Die wesentliche Aufgabe dieses Amtes besteht darin, den Dom und die Einrichtungen in seinem Umfeld sowohl inhaltlich-pastoral als auch finanziell in eine gute Zukunft zu führen. Dabei genügt nicht allein der Blick auf die beeindruckende 1.200-jährige Geschichte. Es gilt vielmehr, wie es im Wallfahrtslied der Heiligtumsfahrt 2014 heißt, den Aufbruch in unterschiedlichen Hinsichten zu wagen.

Die Spannung zwischen dem Bestehenden und dem Neuen betrifft den Dom zunächst als Kirche und Ort der Pastoral. Neben der Bewahrung der Strahlkraft von Liturgie und Musik muss es uns gelingen, den Dom als Ort des Erlebens und der spirituellen Erfahrung auch für die vielen touristischen Besucherinnen und Besucher und für die junge Generation noch stärker in den Blick zu nehmen.

Die Herausforderung, den Aufbruch zu wagen, betrifft den Dom darüber hinaus als Element und Ort der aktuellen Diskussion um die Zukunft der Kirche. Dabei wird es wichtig sein, die besondere Bedeutung des Doms als pastorales Zentrum zu nutzen und ihn gleichzeitig in die Entwicklung seines kirchlichen Umfelds in der Stadtseelsorge einzubinden.

Die dritte Herausforderung sieht die Strahlkraft des Doms in größeren diakonischen und caritativen Bezügen. Von diesem besonderen Ort muss unser Blick immer wieder dahin gehen, wo Menschen am Rande stehen und in Not sind.

Der Blick auf das Jahr 2018 mit der Jubiläumswoche „40 Jahre Welterbe Aachener Dom“ und auf die Aktivitäten im laufenden Jahr zeigt, dass unser Dom in allen drei genannten Hinsichten über genügend Potenzial verfügt, um den Aufbruch zu gestalten. Der Blick auf die Zahlen des hier vorgelegten Jahresabschlusses mahnt allerdings dazu, die Frage der finanziellen Konsolidierung mit der nötigen Energie und Entscheidungskraft anzugehen.

Rolf-Peter Cremer

Dompropst

Dompropst Rolf-Peter Cremer