Erläuterungen zur Bilanz

Die Darstellung des Vermögens des Bistums Aachen erfolgt in der Bilanz nach den Standards des Handelsgesetzbuches (HGB). Bilanzstichtag ist der 31. Dezember 2014. Auf der Aktivseite der Bilanz wird dargestellt, über welche Vermögenswerte (zum Beispiel Immobilien, Wertpapiere) das Bistum verfügt. Die Passivseite zeigt, welcher Anteil dem Bistum selbst „gehört“ (Eigenkapital) und welcher anderen Anspruchstellern (zum Beispiel Versorgungsempfängern und Kreditgebern) zuzurechnen ist.

Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf die einzelnen Positionen der Bilanz und der Ergebnisrechnung. Die Rechnungslegung für das Bistum Aachen erfolgt nach den Vorgaben des HGB. Gleichwohl ist der Jahresabschluss des Bistums nicht mit dem eines Wirtschaftsunternehmens gleichzusetzen. Besonderheiten der kirchlichen Finanz- und Vermögensstruktur, sofern sie Auswirkungen auf die jeweilige Position haben, werden deshalb explizit erläutert.

Aktiva

Anlagevermögen - Sachanlagen
+

Die Sachanlagen umfassen im Wesentlichen die Grundstücke und Gebäude im Eigentum des Bistums Aachen. Der Wert der bebauten Grundstücke, der land- und forstwirtschaftlichen Flächen (rund 178 Hektar) sowie der 88 Grundstücke, die im Erbbaurecht auf befristete Zeit an andere Nutzer übertragen wurden, beläuft sich auf 9,7 Mio. Euro.

Die auf den Grundstücken (ohne Erbpachtgrundstücke) errichteten Gebäude sind mit insgesamt 43,4 Mio. Euro bewertet. Im Wesentlichen sind dies vom Bistum und anderen kirchlichen Einrichtungen selbst genutzte Gebäude sowie elf Schulgebäude. An Dritte vermietete Immobilien haben lediglich einen Anteil von 4,67 Prozent am Gesamtwert.

Gebäude
Anzahl
Buchwert
Anteil
(TEuro)
(Prozent)
Schulgebäude
11
23.924,1
55,15
Verwaltungsgebäude
15
7.279,6
16,78
Gebäude kirchliche Einrichtungen
22
8.508,5
19,62
Vermietete und verpachtete Gebäude
24
2.023,6
4,67
Kirchen, Kapellen, Klöster
7
1.641,3
3,78
Summe Gebäude
79
43.377,1
100,0
Anlagevermögen - Finanzanlagen
+

Der mit Abstand größte Teil des Bistumsvermögens entfällt auf die Finanzanlagen. Die Kapitalanlagestrategie des Bistums orientiert sich streng an den Zielen Sicherheit, Werterhalt und Ethik. Zusätzlich wird eine angemessene Rendite angestrebt.

Mit den Anlagerichtlinien des Bistums wird sichergestellt, dass angemessene Renditen mit dem Ziel größtmöglicher Wertbeständigkeit (Kapitalerhalt) erzielt werden. Ferner muss die jederzeitige Zahlungsfähigkeit gewahrt sein. Bei der Auswahl der Kapitalanlagen ist überdies auf eine ethisch-nachhaltige Ausrichtung im Sinne der katholischen Kirche zu achten.

Unter ethisch-nachhaltigen Investments werden Vermögensanlagen verstanden, die bei der Nachhaltigkeitsbewertung unter sozialen, ökologischen und Governance-Kriterien ihre ethische Werteorientierung zur Geltung bringen. So sind beispielsweise Anlagen in Unternehmen der Rüstungsindustrie und der Stammzellenforschung oder auch in Staaten, die die Menschenrechte systematisch verletzen, grundsätzlich ausgeschlossen.

Insgesamt belaufen sich die Finanzanlagen zum 31. Dezember 2014 auf 470,8 Mio. Euro, 4,2 Prozent mehr als zum Bilanzstichtag 2013.

Anlagevermögen - Unternehmensbeteiligungen
+

Das Bistum hält Unternehmens- und Genossenschaftsanteile in Höhe von rund 1,7 Mio. Euro. Mehrheitsbeteiligungen bestehen bei drei Unternehmen:

  • Die Einhard Verlag GmbH, Aachen, ist ein Verlag für christliche Literatur und Herausgeber der Kirchenzeitung.
  • Die ZfK Zentralrendantur für Kirchengemeinden GmbH, Aachen, agiert als Dienstleister für Buchhaltungsaufgaben für Kirchengemeinden, Orden und Stiftungen.
  • Die St. Angela Schulgesellschaft mbH ist die Trägergesellschaft der St.-Angela-Schule in Düren.

Die Anteile an den drei Gesellschaften werden mit einem Erinnerungswert von je 1 Euro unter der Position A. III. 1. „Anteile an verbundenen Unternehmen“ geführt. Die Zentralrendantur arbeitete 2014 mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Der Einhard Verlag und die St. Angela Schulgesellschaft schlossen ihr Geschäftsjahr jeweils mit einem Verlust ab.

Darüber hinaus hält das Bistum Aachen vier weitere Beteiligungen bzw. Genossenschaftsanteile, die in die Bilanzposition A. III. 3. „Sonstige Ausleihungen“ einfließen.

  • An der Pax-Bank e. G., Köln, einer 1917 gegründeten genossenschaftlich organisierten kirchlichen Bank, hält das Bistum 4.120 Genossenschaftsanteile zum Nennwert von je 250 Euro.
  • Die Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung F.W.B. GmbH, Düsseldorf, ist die Trägergesellschaft des Instituts für Lehrerfortbildung in Mülheim an der Ruhr. Gesellschafter sind die nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümer.
  • Die Katholische Hochschule GmbH, Köln, ist eine Einrichtung der (Erz-)Bistümer Paderborn, Münster, Essen, Aachen, Köln und Trier. Als staatlich anerkannte Hochschule finanziert sie sich aus Zuschüssen der öffentlichen Hand und der Gesellschafter sowie aus Teilnehmerbeiträgen und Drittmitteln.
  • Die Beteiligung an der Verlagsgruppe Weltbild GmbH ist auf einen Erinnerungswert von 1 Euro abgeschrieben. Die Verlagsgruppe befindet sich in Insolvenz.
Unternehmen
Beteiligung
Buchwert
(Prozent)
(TEuro)
Einhard Verlag GmbH, Aachen (1 Euro)
100,0
0,0
ZfK Zentralrendantur für Kirchengemeinden GmbH, Aachen (1 Euro)
100,0
0,0
St. Angela Schulgesellschaft mbH, Düren (1 Euro)
60,0
0,0
Genossenschaftsanteile an der Pax-Bank eG, Köln
7,67
1.030,0
Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung F.W.B. GmbH, Düsseldorf
20,0
5,5
Katholische Hochschule GmbH, Köln
20,0
5,1
Weltbild Verlag GmbH, Augsburg (1 Euro)
4,2
0,0
Summe Beteiligungen

1.040.614
Anlagevermögen - Wertpapiere und Sonstige Ausleihungen
+

Im Geschäftsjahr 2014 wurden Anlagen in Höhe von 257,7 Mio. Euro aus den sonstigen Ausleihungen in die Wertpapiere des Anlagevermögens eingegliedert.

Die Wertpapieranlagen entfallen zu 78,50 Prozent auf festverzinsliche Anlagen und Rentenfonds. Immobilienfonds haben einen Anteil von 17,94 Prozent. Aktien- und Mischfonds sind mit 2,84 Prozent enthalten.

Zu den Sonstigen Ausleihungen gehören die bereits oben aufgeführten Unternehmens- und Genossenschaftsanteile. Ausleihungen an Kirchengemeinden und Darlehen belaufen sich auf 2,4 Mio. Euro.

Umlaufvermögen
+

Die ausgewiesenen Forderungen bestehen in erster Linie gegenüber den Finanzbehörden in Höhe von 1,8 Mio. Euro. Zudem bestehen Forderungen gegen kirchliche Einrichtungen, gegen Kirchengemeinden und den Verband der Diözesen Deutschlands.

Die Sonstigen Vermögensgegenstände umfassen vor allem Forderungen aus Zinsansprüchen in Höhe von 5,8 Mio. Euro. Zudem waren im Jahr 2013 in dieser Position noch fällige Sparbriefe enthalten, die im Januar 2014 ausgezahlt wurden. Diese wurden sofort wieder als festverzinsliche Wertpapiere angelegt.

Die Guthaben bei Kreditinstituten lagen zum Bilanzstichtag bei rund 133,8 Mio. Euro. Das Bistum benötigt eine hohe Liquidität, um laufende Zahlungen für Gehälter sowie die regelmäßigen Zuweisungen an die Kirchengemeinden zu leisten. Zudem waren zum Bilanzstichtag wegen der niedrigen Kapitalmarktzinsen größere Beträge nicht längerfristig in Wertpapieren angelegt.

Passiva

Eigenkapital - Zweckkapital
+

Das Zweckkapital des Bistums ist mit dem Stamm- bzw. Grundkapital eines Wirtschaftsunternehmens vergleichbar. Die Höhe des Zweckkapitals wird immer im Zuge der Aufstellung der Bilanz anhand der bisherigen Vermögensrechnung ermittelt. Mit 86,2 Mio. Euro ist es seit 2005 unverändert.

Eigenkapital - Rücklagen und Fonds
+

Mit der Bildung von Fonds, in denen Reserven für festgelegte Zwecke gebildet werden, sichert das Bistum die Erfüllbarkeit künftiger Aufgaben.

Die Rücklagen lagen zum 31. Dezember 2014 mit 279,7 Mio. Euro um rund 18 Prozent über dem Vorjahreswert. Ursächlich dafür ist in erster Linie die hohe Zuführung zur Pensionsrücklage, um die Verpflichtungen gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Altersversorgung zu sichern. Darüber hinaus fließt der Jahresüberschuss über die Rücklagen für die Caritas und den kirchengemeindlichen Bereich in diese Bilanzposition ein.

Die somit auf über 100 Mio. Euro gestiegene Rücklage für die Kirchengemeinden dient zur Sicherung der Schlüsselzuweisungen. Damit wird sichergestellt, dass die dortigen Aufgaben nachhaltig umgesetzt werden können und nicht von kurzfristigen Ertragsschwankungen abhängen.

Über die Bistumsrücklage werden, neben verschiedenen Projekten, Schwankungsrisiken bei den Erträgen und andere Risiken abgedeckt. Zudem sind in der Bistumsrücklage sogenannte Fonds mit zweckgebundenem Kapital für spezielle Aufgaben enthalten, zum Beispiel der Solidaritätsfonds für Arbeitslose, ein Migrationsfonds sowie ein Fonds für Exerzitienarbeit. Insgesamt beläuft sich das Volumen für sieben Fonds auf 5,1 Mio. Euro.

Strategisches Ziel des Bistums Aachen ist es, mittelfristig Rücklagen in Höhe eines Jahreshaushalts, also in Höhe von rund 300 Mio. Euro aufzubauen.

Rücklagen und Fonds
2014
2013
(TEuro)
(TEuro)
Kirchengemeindlicher Bereich
114.954,2
99.954,2
Bistum
84.176,3
79.626,2
Caritas
10.060,0
8.060,0
Verbände
4.980,5
4.980,5
Altersversorgung
63.347,6
41.912,9
Freie Rücklagen
2.140,0
2.140,0
Summe
279.658,7
236.673,8
Eigenkapital - Bilanzgewinn
+

Der Kirchensteuerrat hat beschlossen, aus dem Jahresüberschuss 2014 sowie dem Bilanzgewinn 2013 zur Stärkung der Altersversorgung in Höhe von 21,4 Mio. Euro und zur Sicherung der nachhaltigen Arbeit in den Kirchengemeinden in Höhe von 15 Mio. Euro zu verwenden. Zusätzlich wurden für die Arbeit der Caritas 2 Mio. Euro bereitgestellt und 4 Mio. Euro der Schwankungsreserve zugeführt.

Rückstellungen - Rückstellungen
+

Der Großteil der bilanziellen Rückstellungen entfällt auf die Pensionsrückstellungen, die die Versorgungsansprüche der Geistlichen und der in einem beamtenähnlichen Verhältnis bei der Diözese Beschäftigten sowie weiterer Personen decken. Zum 31. Dezember 2014 waren die zukünftigen Leistungen an 709 Versorgungsanwärter und 931 Versorgungsempfänger abzubilden. Auf Grundlage versicherungsmathematischer Gutachten und gesetzlicher Vorgaben wird das Volumen für die Pensionsrückstellung jährlich neu berechnet. Zusammen mit der entsprechenden Rücklage waren zum Bilanzstichtag 297,3 Mio. Euro an Kapital für die Altersversorgungsleistungen gebunden.

Die sonstigen Rückstellungen beliefen sich zum 31. Dezember 2014 auf insgesamt 43,5 Mio. Euro. Der Gesamtbetrag setzt sich wie nebenstehend zusammen.

Größter Einzelposten ist die Rückstellung für das Kirchensteuerclearing. Im Zuge der Endabrechnung der Kirchensteuerverteilung hat das Bistum Aachen seit Jahren regelmäßig Rückerstattungen zu leisten. Da die Abrechnung stets um vier Jahre zeitverzögert erfolgt, sind entsprechende Rückstellungen über die zu erwartenden Rückzahlungsbeträge zu bilden.

Das Clearingverfahren ist ein komplexes Umverteilungssystem zur sachgerechten Zuordnung der Kirchensteuer. Betroffen sind nur jene Kirchensteueranteile, die auf Einkünfte aus unselbstständiger Tätigkeit erhoben werden. Die Lohnsteuer eines Beschäftigten und damit auch die Kirchensteuer wird vom Arbeitgeber an das Betriebsstätten-Finanzamt abgeführt. Dieses leitet die Kirchensteuer an die jeweilige Diözese weiter. Die Kirchensteuer steht allerdings der Wohnortdiözese eines Kirchensteuerpflichtigen zu. Systembedingt werden die Daten der Finanzbehörden mit einem Zeitversatz von vier Jahren ausgewertet und die Verteilung auf die Diözesen unter Berücksichtigung der Abschlagzahlungen der Vorjahre ermittelt. Sinkt der Anteil eines Bistums am bundesweiten Kirchensteuergesamtaufkommen, ist die zu viel erhaltene Kirchensteuer in das Gesamtsystem zurückzuzahlen.

Sonstige Rückstellungen
2014
Anteil
(TEuro)
(Prozent)
Clearing Kirchensteuer
31.237,8
65,7
Altersteilzeit
6.108,9
17,2
BG, Nachversicherungen, KZVK, Urlaub/Mehrarbeit
2.731,5
7,6
Übrige
3.419,1
9,5

43.497,3
100,0
Verbindlichkeiten
+

Mehr als die Hälfte der Verbindlichkeiten (13,6 Mio. Euro) besteht gegenüber kirchlichen Einrichtungen, insbesondere für bereits zugesagte Zuschüsse für Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen. Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten betragen rund 4,5 Mio. Euro. Die noch abzuführende Lohnsteuer als Teil der sonstigen Verbindlichkeiten beläuft sich auf rund 3,1 Mio. Euro.