Brücken in die Zukunft bauen

Das Bistum Aachen hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Eine große Vielfalt von Aktivitäten und Themen prägt das Wirken der Kirche. Die materielle Ausstattung und die Planung der Finanzmittel sichern dafür die notwendige Grundlage. Für die Zukunft kann das Bistum auf einer soliden finanziellen Grundlage planen. Gleichwohl erfordern die aktuellen und künftigen Herausforderungen eine vorsichtige und verantwortungsvolle Planung des Ressourcenbedarfs.

Bischof emeritus (em.) Heinrich Mussinghoff hat das Bistum mehr als 20 Jahre lang geleitet. Er hat der pastoralen und sozialen Arbeit der Kirche im Bistum Aachen entscheidende Impulse gegeben. In seine Amtszeit fielen wichtige Weichenstellungen, wie die Neuordnung der Seelsorgeeinheiten und innovative Modelle der Gemeindeleitung, die das Bistum auch künftig prägen werden. Dazu gehört auch, dass er die im Bistum traditionell stark ausgeprägte katholische Soziallehre auf die drängenden Aufgaben unserer Zeit ausgerichtet hat. Nach seiner Emeritierung Ende 2015 wird es in absehbarer Zeit einen personellen Neuanfang geben. Während der Vakanz des Bischofsstuhls ruhen allerdings weitreichende Entscheidungen. Die notwendige Handlungsfähigkeit ist durch den Diözesanadministrator Weihbischof Karl Borsch gesichert.

Einblicke gewinnen. In vielen Herkunftsländern der Flüchtlinge sind Fahrräder als Fortbewegungsmittel im Alltag unbekannt. Fahrradwerkstätten, wie hier in Linnich-Welz, helfen, die Mobilität auf zwei Rädern kennenzulernen und einzuüben.

Projektarbeit und Veränderung sind langfristig angelegt

Bischof em. Mussinghoff hat in seiner Amtszeit zahlreiche Projekte angestoßen, die auch weiterhin die Arbeit und Entwicklung des Bistums prägen werden und die fortgeführt werden. Dazu zählen insbesondere die Ermutigung, Unterstützung und Förderung der zahlreichen Initiativen und Maßnahmen in der Flüchtlingsarbeit. Dabei ist es gelungen, die Kompetenzen und Ressourcen einer gewachsenen Infrastruktur zu nutzen, die von verschiedenen kirchlichen Körperschaften im Bistum getragen werden. Hier gehen ehrenamtliche Arbeit und personelle wie finanzielle Unterstützung durch das Bistum Hand in Hand. Mit der Aufstockung der Mittel insbesondere für Gemeindearbeit und Caritas hat das Bistum die Voraussetzungen für eine kontinuierliche Arbeit geschaffen. Dies gilt nicht nur für die aktuelle Situation, sondern durch die Bereitstellung ausreichender Rücklagen für einen mehrjährigen, verlässlichen Planungshorizont.

Die Festigung der Infrastruktur sichert ein starkes und engmaschiges Netz für die karitative Arbeit und übergreifende Aufgaben der Seelsorge. Gleichzeitig ist das Bistum Aachen der festen Überzeugung, dass Kirche sich vor allem im direkten Lebensumfeld der Menschen entfaltet. Denn Kirche wirkt vor Ort. Ein wesentlicher Aspekt auch der langfristigen Entwicklung der Gemeinschaften und Gemeinden im Bistum ist deshalb die Förderung des Ehrenamtes. Kirche lebt vom Mittun der Gläubigen. Die sich verändernde strukturelle Situation erfordert allerdings die Suche nach neuen Wegen, um die Nähe zu den Menschen zu gewährleisten. So gilt es, auch Formen der pastoralen Präsenz zu finden, die nicht immer an den Ort einer Kirche oder die Grenzen einer Kirchengemeinde gebunden sind. Zugleich öffnen neue Formen von Gemeinschaft, wie sie in Projekten der Flüchtlingshilfe erlebbar ist, neue Chancen, um Glauben und Gemeinschaft zu erfahren.

In diesem Zusammenhang wird zum Beispiel die Weiterentwicklung der Angebote für Kinder und Jugendliche und die Förderung innovativer Formen der Seelsorge künftig an Bedeutung gewinnen. Auch in der Bildungsarbeit ist es notwendig, zukunftsweisende Konzepte zu entwickeln. Hierzu zählt auch die Entwicklung eines Zukunftskonzeptes für die katholischen Schulen in freier Trägerschaft.

Schließlich führen die demografischen Veränderungen zu Verschiebungen beim Bedarf an Gebäuden und Räumlichkeiten für die pastorale Arbeit. Diese Anpassung ist ein langfristiger Prozess, der auch finanziell erhebliche Auswirkungen auf das Bistum und die Kirchengemeinden hat. Das Projekt „Kirchliches Immobilienmanagement“ sieht vor, dass die Kosten für pastoral genutzte Gebäude um 30 Prozent gesenkt werden. Alle 71 Gemeinschaften der Gemeinden werden hierzu im Rahmen eines beteiligungsorientierten Prozesses bis Ende 2016 eine Festsetzung treffen.

Kontinuität und Stabilität

Für das Wirtschaftsjahr 2015 erwartet das Bistum ein  Jahresergebnis auf dem Niveau des Jahres 2014. Die Budgetansätze für die verschiedenen Aufgabenbereiche wurden weitestgehend eingehalten. Außerdem konnten dabei neue Aufgaben im angemessenen Rahmen zusätzlich umgesetzt werden. So war das Bistum in der Lage, im Jahr 2015 rund 3,9 Millionen Euro für finanzielle Hilfen im Rahmen der Flüchtlingshilfe bereitzustellen.

Die gute Konjunktur und die günstige Arbeitsmarktlage führten auch 2015 zu wachsenden Kirchensteuererträgen. Im Gegenzug stellen die Absicherung der seelsorgerischen und karitativen Aufgaben und die Berücksichtigung der Risikovorsorge auch in den kommenden Jahren eine Herausforderung dar.

Die grundsätzlich positive konjunkturelle Entwicklung wird getrübt durch die weltweite Bedrohung des Friedens. Hieraus ergibt sich auch eine besondere Herausforderung gerade an die Positionierung der Kirche und ihr Wirken in der Gesellschaft. Kirchenleitung und -mitglieder nehmen diese Herausforderung an. Nur wenige Organisationen schaffen es, in ähnlich umfassender Weise einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, insbesondere im menschlichen Miteinander und an Orten, wo Hilfe oft fehlt.

Unter wirtschaftlichen Aspekten ist die anhaltende Niedrigzinssituation als nachhaltige Belastung im Hinblick auf die Sicherstellung der Altersversorgung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu berücksichtigen. Wie in den vergangenen Jahren wird dies auch künftig zu Belastungen des Jahresergebnisses führen.

Insgesamt ist das Bistum jedoch inhaltlich wie finanziell für die kommenden Jahre solide aufgestellt. Die Voraussetzungen sind vorhanden, um die Aufgaben zu erfüllen, sich auf Veränderungen einzustellen und Brücken in die Zukunft zu bauen.